Die Roten Khmer
Die Geschichte der Roten Khmer oder
Khmers Rouges gehört zu den traurigsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts.
Die "Steinzeitkommunisten" unter Pol Pot - Sohn eines Bauern - übernahmen
am 17. April 1975 die Macht in Kambodscha. Sie marschierten damals in der
Hauptstadt Phnom Penh ein und verjagten das unpopuläre, von den USA unterstützte
Militärregime von General Lon Nol, das bereits zu Beginn der 1970er Jahre die
Kontrolle über weite Teile des Landes verloren hatte. Was auf Pol Pots
Sieg folgte, war allerdings keine Befreiung, sondern ein Horrorregime, dem rund
1,5 bis 2 Millionen Kambodschaner - rund jeder vierte Bürger - zum Opfer
fielen,(einige Quellen gehen gar von über 3 Millionen Toten aus.
Die Hauptstadt Phnom Penh blieb vier Jahre lang, von 1975 bis 1979, praktisch
menschenleer. Die gesamte Stadtbevölkerung wurde zur Landarbeit gezwungen. Die
dekadenten Städter, insbesondere die Intellektuellen, wurden ermordet,
gefoltert, arbeiteten sich zu Tode oder verhungerten auf den "Killing Fields".
Ärzte und Krankenhäuser zur Behandlung von Krankheiten gab es nicht mehr. Die
Schulen wurden geschlossen, Bücher verbrannt, Geld und Handel abgeschafft, die
Religionsausübung verboten. So überlebten diese Episode der
kambodschanischen Geschichte landesweit nur 50 Ärzte und 5.000 von vormals
20.000 Lehrern. Außerdem kam es infolge von Enteignungen und einer desaströsen
Wirtschafts- und Handelspolitik zu Hungersnöten.
Der Alptraum fand erst am 7. Januar 1979 ein Ende, als die kommunistischen
Vietnamesen in Kambodscha einmarschierten und das Regime der Khmer Rouge
beendeten. Es dauerte allerdings noch bis 1998, ehe die militärischen und
politischen Strukturen der Roten Khmer endgültig zerschlagen und der Bürgerkrieg
beendet waren.
Pol Pot konnte mit Hilfe eines Stipendiums der französischen
Kolonialregierung in Paris Elektrotechnik studieren, interessierte sich aber
mehr für den Kommunismus. 1956 kehrte er als Lehrer für Französisch und
Geographie an eine Privatschule nach Phnom Penh zurück, wo er 1963
Parteisekretär der KP wurde. Als Guerillaführer phantasierte er später von einer
kommunistischen Agrargesellschaft, die er als Diktator denn auch radikal in die
Tat umsetzte. Er starb erst am 15. April 1998 in Anlong Veng, nahe der
thailändischen Grenze. Die Umstände seines Endes sind unklar. Er war zuvor von
einem "Volksgericht" zum Tod verurteilt worden, nachdem er sich zuvor jahrelang
der Verantwortung vor einem nationalen oder internationalen Gericht zu entziehen
vermocht hatte.
Die Killing Fields sind eine Reihe von etwas mehr als dreihundert
Stätten in Kambodscha, an denen bei politisch motivierten Massenmorden
konservativen Schätzungen nach 200.000 Menschen umgebracht wurden. Die
bekannteste Stätte befindet sich in Choeung Ek, in der Nähe von Phnom Penh, auf
der bis zu 17.000 Menschen umgebracht wurden.